Wir alle haben Ängste, Angst ist Teil des menschlichen Daseins. Dabei gibt es sehr konkrete Ängste, als Beispiel die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, wenn es der Firma schlecht geht, aber auch irrationale Ängste, wie die Angst vor Spinnen, oder Opfer eines Gewaltverbrechens zu werden. Soweit, so unproblematisch. Problematisch wird es erst dann, wenn von irrationalen Ängsten bestimmte Meinungen in Politik umgesetzt werden. Dann wird gerne Freiheit gegen vermeintliche Sicherheit eingetauscht, weil eine objektive Betrachtung der Tatsachen nicht mehr möglich ist. Zudem würgt die Angst jede vernünftige Diskussion ab. Die Medien springen auf den Zug der Angst auf, eine faire und ausgewogene Berichterstattung findet nicht statt.
Sehr deutlich wird dies am Fall „Memmingen“, wo ein Junge mit einer Waffe an einer Schule geschossen hat und sich danach auf einem Sportplatz verschanzt hat – wohl mit dem Ziel sich durch die Polizisten töten zu lassen. Tragische Geschichte, aber glücklicherweise kam bei diesem Vorfall niemand zu Schaden, auch nicht der Täter. Da solche Ereignisse sehr selten vorkommen, war die mediale Aufmerksamkeit über mehrere Tage entsprechend hoch und die Grünen ließen es sich natürlich nicht nehmen eine weitere Verschärfung des Waffenrechts zu fordern, wie es bereits in der Vergangenheit bei solchen Vorfällen der Fall war – was ich übrigens ziemlich perfide finde, für eine Partei, die unsere Soldaten in einen Krieg geschickt hat.
Einen Monat vorher, gab es auch ein Ereignis, bei dem Schusswaffen verwendet wurden: Ein Siegener schoss mit einem vollautomatischen russischen Sturmgewehr um sich, nachdem er von der Polizei wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz festgenommen werden sollte, er sich jedoch durch Drohen mit einer Pistole der Festnahme entziehen konnte. Nach acht Stunden SEK Einsatz, konnte der Täter gestellt werden, in seiner Wohnung fanden sich zahlreiche illegale Schusswaffen, viele davon dem Kriegswaffenkontrollgesetz unterliegend. Sprich: Vollautomatische Sturmgewehre, wie AK-47, oder Maschinengewehre, wie das MG-3. Zudem besaß er eine scharfe Handgranate, mehrere Kurzwaffen und ausreichend Munition. Alle Waffen waren illegal. Wie hoch war die mediale Aufmerksamkeit? Im Vergleich zu Memmingen: Gering – und kein Politiker krähte nach einer Verschärfung des Waffengesetzes – schließlich sind illegale Waffen per se nicht durch Gesetze zu kontrollieren.
Anhand des Medieninteresses wird sehr deutlich: Die illegalen Schusswaffen interessieren in Deutschland offenbar niemanden. Nur die legalen Waffen werden in der Öffentlichkeit wahrgenommen und als Problem gesehen, obwohl die Delikte mit Schusswaffen zum größten Teil mit illegalen Waffen verübt werden. Kein Wunder: Ist es in Deutschland doch deutlich einfacher eine illegale Waffe zu erwerben, als eine Legale – denn letzteres ist nur mit hohem zeitlichen und finanziellem Aufwand möglich. Tatwaffe Nummer eins bei Gewaltverbrechen ist übrigens seit sehr langer Zeit das Messer.
Es ist schon seltsam. Es kommen im Vergleich zu anderen nicht natürlichen Todesarten durch Schusswaffen vergleichsweise wenig Menschen um’s Leben, mit legalen Waffen gibt es kaum Delikte. Trotzdem ist bei vielen Menschen eine irrationale Angst vorhanden, die ich zwar nachvollziehen kann, aber sachlich gesehen nicht haltbar ist. Das ist ein wenig so wie mit Flugangst: Fliegen ist eines der sichersten Verkehrsmittel überhaupt, dennoch gibt viele Menschen mit Flugangst. Mir wird im Flieger auch immer ein wenig mulmig, obwohl ich mir anhand der Unfallstatistiken keine Sorgen machen müsste. Mit Sportwaffen ist das leider so wie mit Flugzeugen: Sie sind sehr sicher, aber maximale Sicherheit wird es nie geben.
Nun muss sich jeder für sich entscheiden, ob das geringe Restrisiko in Kauf genommen werden kann und ob dieses Restrisiko hoch genug ist, um vielen Menschen in Deutschland das Hobby zu verbieten.