300 Meter sind weit, selbst für ein Großkaliber-Gewehr [Update]

Ich persönlich schieße im Wettkampf einige Disziplinen des BDMP e.V. und beim Bund der Deutschen Militär- und Polizeischützen bedeutet das, dass wir auf Scheiben schießen, die in der Regel 300 Meter entfernt sind. Das ich mit einem Luft- oder Kleinkalibergewehr nicht wirklich auf 300 Meter Entfernung schießen kann, das dürfe klar sein. Das Geschoss eines Druckluftgewehrs hat wenn es den Lauf verlässt, ungefähr eine Geschwindigkeit von 170 Metern pro Sekunde. Ein Kleinkalibergewehr schafft gerade mal 320 Meter pro Sekunde (und ist dennoch absolut tödlich).

Die Gewichte der Geschosse sind zu dem sehr gering: Beim Luftgewehr in der Regel 0,55 Gramm und beim Kleinkaliber-Gewehr ca. 2,5 Gramm. Die Energie, mit der das Geschoss aus dem Lauf getrieben wird, reicht nicht aus, um das Geschoss 300 Meter weit fliegen zu lassen, oder besser: Präzise fliegen zu lassen. Hinzu kommt, dass die Geschosse durch das geringe Eigengewicht sehr anfällig gegenüber äußeren Einflüssen, wie Temperatur und Wind sind. Zum Vergleich: Das Geschoss einer 8×57 IS Patrone hat eine V0 von ca. 800 – 900 m/s, das Geschoss wiegt ca. 14 Gramm. Diese Geschosse treffen noch relativ präzise ein Ziel in 300 Meter Entfernung, da die Flugbahn durch die hohe Geschwindigkeit und das entsprechende Gewicht des Geschosses stabil bleibt.

Dazu einfach mal ein Foto von einem 300 Meter Schießen, hier in Alsfeld – beim Enfield – Mauser Cup.

300 Meter Alsfeld

300 Meter Alsfeld

Ich habe das Foto extra ohne Zoom gemacht, damit das Foto genau das darstellt, was wir Schützen sehen, wenn wir auf dem Stand liegen und schießen. Die Scheiben, die im Hintergrund zu sehen sind, haben übrigens eine Abmessung von 105 x 105 cm – sind also eigentlich recht groß, aber auf 300 Meter sind sie dennoch nicht leicht zu treffen. Und genau das ist die Herausforderung dieser Disziplinen – die große Entfernung verlangt dem Schützen absolute Konzentration ab. Wer auch nur einen Millimeter verrutscht, der trifft das Ziel entweder im weißen, oder bereits gar nicht mehr, weil bei dieser Entfernung kleinste Fehler sehr große Auswirkungen haben. Wenn es eine Formel 1 bei Schießwettbewerben gibt, dann gehören die 300 Meter mit uralten Infanterie-Gewehren sicherlich dazu.

Hinzu kommt noch, dass bei diesen Wettbewerben nur mit der originalen Visierung geschossen werden darf. Bei den Mauser Gewehren, wie auch beim Schweizer K31, oder den Mosin Nagants bedeutet das: Kimme und Korn. Die Lee Enfields kommen da etwas moderner da her: Ein Spindeldiopter wird hier zum Zielen benutzt und das M1 Garand besitzt eine Lochkimme.

Käme es wirklich zu einem Verbot von Großkaliber-Waffen, wie von Grünen und SPD angedacht, dann könnten fast alle Disziplinen des BDMP nicht mehr geschossen werden, denn sie alle basieren auf großen Kalibern. Es käme also dem Verbot eines kompletten Schießsportverbands gleich und der BDMP ist ja nicht der einzige Verband, der in Deutschland Disziplinen für Großkaliber anbietet.

Aber mal weg von der Politik: Ich wollte in diesem Beitrag nur vermitteln, wie weit weg 300 Meter wirklich sind. Selbst für ein Großkaliber-Gewehr.

[Update]

Und hier noch ein kleines Video dazu. :-)

[ar_youtube id=VXhoFHUn16c]

15 Kommentare

  1. evil eyed

    Ja 300m sind schon eine Herausforderung und ich ziehe meinen Hut vor denen die diese Disziplinen mit offener Visierung schießen.
    Aber bei der Formel 1 des Schießsports muß ich Dir widersprechen, den das ist definitv das IPSCschießen, und grade bei IPSC Rifle geht es eben nicht ohne Großkaliber, denn mittlerweile sind die meisten Steeltargets auf 300m so gebaut das sie bei einem Treffer schwingen und ein sonst unsichtbares neonfarbenes „Fähnchen“ zeigen somit wird die Trefferaufnahme sehr vereinfacht, es muß keiner mehr hin um zu gucken ob man getroffen hat. Ein 22lfB Geschoß wird es niemals schaffen die Stahlplatte zu bewegen.
    hier kann man sehr gut sehen was ich meine -> http://www.youtube.com/watch?v=VovD6nS-0A0&feature=plcp

    • Marc

      Moin evil!

      Ich schrieb ja extra „[…] dann gehören die 300 Meter mit uralten Infanterie-Gewehren sicherlich dazu“ – also ich meine es gibt nicht DIE Formel 1 Disziplin, da gehören einfach mehrere Disziplinen dazu, unter anderem auch das IPSC Schießen – da bin ich ganz deiner Meinung.

      Danke für das YouTube Video, sehe ich mir heute Abend mal an, ich schau sowas immer gerne. :-)

  2. evil eyed

    Gehe auf den Kanal vom Video, dort sind (bis auf Stage 19, hat irgendwie keiner gefilmt) alle Stages der ERC2012 hochgeladen, Kommentare und liken wird gerne genommen ;-)

    Grade die 300m Disziplinen sind für mich eher die Schildkröte im Schießsport, was nicht heißt das sie nicht hoch anspruchsvoll und interessant wären. Aber es ist eben kaum Action, was ja auch gewollt ist um die einmal gute Liegeposition für die Schußabgabe beizubehalten.
    Ich selber würde gerne mal mit einem guten ZFGewehr auch wesentlich weiter als 300m schießen, nur leider sind diese Möglichkeiten in Deutschland fast nicht gegeben, oder sehr teuer.

    Wie weit fährst Du nach Alsfeld?

    • Marc

      Naja, letztendlich ist es auch ein wenig eine Geschmacksfrage. Ich liege gern mit einem alten Infanterie-Gewehr rum, um Schuss für Schuss zu laden und dann ganz ruhig zu schießen. Das ist in der Tat wenig Action, aber mir macht’s halt Spaß. Obwohl ich IPSC auch sehr gerne mal probieren würde.

      Beim BDMP will ich übrigens auch nächstes Jahr in die Disziplinen ZG1 und ZG2 einsteigen – das ist dann mit Zielfernrohr. Falls du Interesse an Benchrest hast: Google mal nach „Deutscher Benchrest Verband“.

      Alsfeld sind von mir aus schon so einiges, ca. 220 Kilometer. Paderborn – Sennelager ist da schon näher.

  3. evil eyed

    Nee… Benchrest ist für mich garnix, Kanonen die nur einen Schuß fassen sind langweilig ;-)….
    Für mich ist dann eher sowas hier das richtige -> http://www.youtube.com/watch?v=B2ojh9S4QzQ&feature=plcp und dann auf 1000m oder mehr.
    Aber leider ja kaum bis gar nicht Möglich in Deutschland.

    IPSC und ausprobieren, kann ich nur von abraten, jeder der es nur mal „ausprobieren“ wollte war danach nicht mehr davon los zu bekommen ;-))) und schießt es nun mit wachsender Begeisterung!

  4. Merlin

    Ich schiesse die 300m mit dem Zielfernrohr und .308. Das ist eine der Großkaliberdiziplinen der DSU. Auch bei diesem Verband würde fast alles wegfallen und das ohne die geringste Verbesserung der so gerne vorgeschobenen öffentlichen Sicherheit, welche ja immer herhalten muss wenn die Verbieter wieder etwas verbieten wollen.

  5. Peter Müller

    Hallo Leute,
    ein Bekannter von mir behauptet, er ist Soldat bei der Bundeswehr und schließt mit der G36 auf 300m Meter 6 x in das gleiche Loch der Pappscheibe. Da ich keine Ahnung habe vom Schießen auf Pappscheiben und ich selber noch niemals geschossen habe, habe ich mir mal die Diztanz angeschaut. Da kamen mir doch so Zweifel auf ob das zuschaffen ist. Da her meine Frage geht so was oder nicht ?

    Danke im Voraus schon ein mal für eine Antwort
    Peter

    • Hallo Peter,

      Loch in Loch? Nein. Das gibt die Munition nicht her. Die .223Rem bzw. 5,56x45NATO ist zwar eine sehr präzise Munition, aber eine natürliche Streuung gibt es halt immer. Zudem kommt auch noch hinzu, dass sich mit jedem Schuss der Lauf aufheizt, was die Trefferpunktlage beeinflusst.

      Geh einfach mal davon aus, dass dein Kumpel diese Geschichte ein wenig positiv geschönt hat. Vielleicht war auch 1 Schuss auf der Scheibe und die anderen 5 im Bunker. ;-)

      Gruß,
      Marc

    • Olav Hilgenberg

      Ich schließe mich da Marc an und behaupte, das auf dieser Entfernung,durch die natürliche Streuung, keine Loch in Loch Schießung möglich ist.

      Gruß
      Olav

  6. stubenwurm

    mit der platikspritze loch ion loch… nein eher nicht.
    man kann mit dem großen bruder, dem MR308 sehr präziese schießen auch auf 300m aber auch da wird loch in loch kaum funktionieren.
    nicht umsonst gibt es die benchrest disziplinen…
    ich vermute eher der kollege trifft auf 300m einmal und der rest landet im dreck das wäre realistischer….

  7. Spinat

    Na es kommt ganz darauf an wie gut man mit dem G36 umgehen kann. Loch in Loch ist nicht möglich auf 300 mit der Standart Militärmunition. Aber mit Können und wissen bekommt man auf 300m schon ein paar sehr gute Serien hin.

  8. Kai Simon

    Wir schiessen in unserer Reservistenkameradschaft einmal jährlich 300 m mit K98. Das ist auch für erfahrene Schützen herausfordernd und es ist nicht sicher, dass ein guter Schütze in den Standard Bw-Wertungsübungen auch hier brilliert.

    Es ist einfach so, dass die Scheibe auf 300 m Entfernung verdammt klein aussieht.

    • Jens

      Ich selbst habe auch schon öfters Soldat bei der Bundeswehr mit dem G36 auf die 300 m Diestanz geschossen. Ein Loch in Loch sehe ich auch so, ist eher nicht möglich. Zumindest ist mir auch keine Wertungsübung bekannt, die die genaue Trefferlage auf der Scheibe berücksichtigt. Vielmehr geht es heute darum die Klappfallscheibe zu treffen. Dies kann je nach Werungsübung auf verschiedenen Entfernungen, beim Vorangehen mit Magazinwechsel usw. geschehen…

      Welche maximal Entfernung haltet ihr fürs KK Schiessen für machbar?

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